Gardeausruestung
Die Kamelle-Kanone der Lechenicher Stadtgarde
2003 dachten sich ein paar Gardisten "Wie können wir am Besten das Rathaus an Weiberfastnacht stürmen?" Schnell war die Antwort gefunden: Mit "einschlagender" Kraft. So wuchs die Idee zum Bau einer Kanone. Denn zu Kaufen gab es einen solchen Gegenstand natürlich nicht. Also vergingen so manche Abende mit der Entwicklung und dem Bau der Kanone. In stundenlanger, akribischer Arbeit wurde der neue Ausrüstungsgegenstand, mit Hilfe von Schreiner und Stahlbauer, gefertigt. Die Kanone wird regelmäßig im Karnevalszug eingesetzt. Dank des ausgeklügelten Federmechanismus können durch das Rohr Unmengen Kamelle in die Menge geschossen werden. Alles ganz ungefährlich :-)
Die "technische" Ausrüstung der Lechenicher Stadtgarde
Ein Traditionscorps im Karneval orientiert sich stets an militärischen Originalen. Dies spiegelt sich in den schmucken Uniformen der Gardisten und Mariechen wider. Zu einer militärischen Einheit gehören auch weitere Ausrüstungsgegenstände, die nicht Bestandteil der Uniform sind. Aktuell besteht die, an "damalige" Zeiten angelehnte Ausrüstung aus einem Planwagen (gezogen von 2 oder 4 starken Kaltblütern), einer originalen Feldküche der Schweizer Armee (gebaut 1912). Aus den eigenen Garde-Reihen entwickelt und gebaut wurden die Kamelle-Kanone und der Strafesel (gezogen von einem Traktor).
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Die Feldküche der Lechenicher Stadtgarde
Die historische Feldküche stammt ist ein Original der Schweizer Armee und wurde 1912 gebaut. Das nun über 100 Jahre alte Gefährt wird von der Lechenicher Stadtgarde liebevoll gepflegt und natürlich auch im Karneval eingesetzt.
So dient sie klassisch zur Erwärmung von leckerer Suppe auf dem Gardebiwak an Weiberfastnacht.
Befeuert wird die Brennkammer mit Holz - zur Erwärmung der mit leckerer Suppe gefüllten Edelstahlbehälter.
Im Karnevalszug, gezogen von zwei Kaltblütern, dient sie vor allem als Transportbehältnis für die Kamelle, die per Suppenkelle in die Mengen an Zugweg geworfen werden.
Der Planwagen der Lechenicher Stadtgarde
Ein Traum wurde 2012 wahr… Und zwar nahezu im Handumdrehen. Die Lechenicher Stadtgarde hat durch ihre ca. 60 Uniformierten mittlerweile eine beachtliche Größe - und im Karnelvalszug eine entsprechende Länge erreicht. Den Zug führen traditionell die Reiter der Garde an, zu Fuß gefolgt von dem Regimentsspielmannzug und dem schmucken Garde-Corps mit ihrem Tanzpaar. Den Abschluss dieser ersten Zug-Gruppe bilden der Garde-Koch mit der Feldküche und der Baggagewagen mit Kamelle-Nachschub. Jeder uniformierte Gardist brennt darauf, an dem Zug teilzunehmen und in die freudig strahlenden Gesichter der bunt kostümierten Jecken am Zugweg zu schauen.
Stefan Henninger, als Schirrmeister für die Reiter und Pferdeangelegenheiten verantwortlich, hatte stets den Traum, das Bild der Garde noch mit einer Kutsche zu verschönern. Er stellte seine Idee dem Stab vor und nahm sich der Suche an. Schneller als gedacht hatte er bereits etwas gefunden. Das Kölner Traditionscorps “Altstädter 1922 e.V.” bot ihm einen Planwagen aus seinem Fuhrpark an. “Nicht zögern, sondern handeln!” war jetzt die Devise. Umgehend hatte Stefan mit Franz-Peter Vendel, dem Schirrmeister der Altstädter, einen ersten Besichtigungstermin im September 2012 in der Kölner Wagenhalle vereinbart. Es muss wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Stefan war so begeistert von dem Planwagen, dass er noch am gleichen Tag die technischen Daten und erste Bilder des Gefährts an den Gardestab verschickte. Der von den Altstädtern bisher als reiner Baggagewagen genutzte Planwagen entsprach genau den Wünschen der Garde: er kann von Pferden (2- oder 4-spännig), aber auch von einem Traktor gezogen werden, hat eine umfangreiche und TÜV-gerechte Sicherheitsausstattung und natürlich reichlich Platz für bis zu 12 Gardisten und jede Menge Wurfmaterial. Der Zustand der Kutsche war nahezu perfekt - sie war erst zwei Jahre alt und sehr gepflegt. Und der Hauch des Kölner Rosenmontagszuges umwehte sie noch immer.
Nach einem zweiten Besichtigungstermin im Oktober mit weiteren Gardemitgliedern stand fest: Die Kutsche muss nach Lechenich geholt werden. Der Kaufpreis konnte schnell aus Gardemitteln und zahlreichen Spenden aufgebracht werden. Somit war der Kauf des Planwagens in trockenen Tüchern. Darauf ein Kölsch!
Aber wie kommt das Gefährt nach Lechenich? Auf diese Frage hatte Franz-Peter glücklicherweise eine Antwort: Er bot an, die Kutsche mit einem Tieflader aus seinem Speditionsfuhrpark von Köln nach Lechenich kostenlos zu überführen
Und so bog am Samstag, 24.11.2012 um 13:06 der Tieflader von der Autobahnausfahrt A1 auf die Landstraße B265 Richtung Lechenich ab. Die Kutsche erreichte das Erftstäder Stadtgebiet. Am Ziel in Ahrem warteten bereits einige Gardisten gespannt auf die Ankunft des Transporters. Die erste Fahrt vom Tieflader bis zur “endgültigen Parkposition” gebührte Stefan auf dem Kutschbock.
Jetzt war für alle genügend Zeit, das gute Stück noch einmal genauer zu inspizieren. Einiges musste vor dem ersten Einsatz im Februar 2013 noch erledigt werden. Auf der Plane musste das Wappen der Altstädter entfernt und durch das Gardelogo ersetzt werden und der Innenausbau ein wenig an die künftigen Garde-Anforderungen angepasst werden. Das Team aus Stefan, Manfred Bausch, Dieter Cohn und Lothar Kastert erledigte all diese Aufgaben im Handumdrehen.
Auch die passenden Pferde hatte Stefan für den ersten Einsatz im Lechenicher Karnevalszug bereits organisiert.
Der Tag X kam schnell und die Premiere und Feuertaufe auf Lechenicher Boden stand bevor. Kurz vor Start des Karnelvalszuges wurde der Planwagen noch mit Unmengen Wurfmaterial beladen und ihm vier kräftige Haflinger vorgespannt. Das Kommando für einige Gardisten, die sich für die Fahrt auf dem Planwagen gemeldet hatten, lautete nicht wie sonst, sich in Reih-und-Glied aufzustellen, sondern “Aufsteigen”. Und los gings: “Dr Zoch kütt”. Mit kräftig Kamelle werfenden Gardisten folgte der Planwagen nun den Gardereitern im Zug. Ein wenig stolz war auch Reiter und Schirrmeister Stefan, der sich während des Zuges ein paar mal umschaute und die Kutsche, sein Herzblut, erblickte. Von nun an ist die Kutsche fester Bestandteil der Garde-Zugaufstellung. (cn)
Der Strafesel der Lechenicher Stadtgarde
Ab 2017 wird es für die Gardisten kurz vor dem Karnevalszug nochmals richtig spannend, da einer von ihnen - und es kann jeden treffen - kurzerhand zu einem berittenen Gardisten werden kann. Nur mit einem kleinen, aber wichtigen Unterschied zu den Mitgliedern der Reitergruppe: er “reitet” den Zugweg auf dem neuen Strafesel.
Wahrlich im Mittelalter kein Spaß, denn er war ein Instrument zur öffentlich gezeigten und schmerzhaften Bestrafung von Soldaten für kleine Vergehen. Der Strafesel der Garde hat jedoch einen anderen Zweck und ist wesentlich bequemer, da er mit einem richtigen Pferdesattel ausgestattet ist. Patrick Daum (ehemaliger Schirrmeister) hatte die Idee zum Bau des hölzernen Kameraden - der in keiner Kompanie fehlen darf. Mit Freunden hat er in seiner freien Zeit innerhalb von 3 Monaten die robuste Figur entwickelt, gebaut und auf einen liebevoll dekorierten Plattformanhänger montiert. Premierenreiter Gardist Dirk Wilhelm hatte sichtlich Freude daran, die neue Attraktion einzuweihen. Mit Enthusiasmus präsentierte er den Esel - und sich. Und irgendwie war auch Stefan Henninger (†) wieder mit uns im Zug. Sein Traktor hatte die Ehre, das Gespann durch die Straßen Lechenichs, vorbei an den vielen Jecken am Rand, zu ziehen.
Und so wird aus dem Strafesel ein Spaßesel...